Kurzbiographie (♪)
John Rabe wurde am 23. November 1882 in Hamburg geboren. Sein Vater war Kapitän und starb früh, sodass der junge John nach der Mittleren Reife die Schule verlassen musste. Er war 2 1/2 Jahre kaufmännischer Lehrling, dann 1 1/2 Jahre Handelsgehilfe in einer Hamburger Exportagentur.
1903: Auf Empfehlung seines Chefs reiste er 1903 nach Laurenco Marques in der portugiesischen Kolonie Mocambique in Südost-Afrika und arbeitete dort in einer renommierten englischen Firma. Von daher stammt auch sein akzentfreies Englisch.
1906: Eine Malaria zwang ihn 1906 zur Heimreise.
1908: Im Jahr 1908 reiste er mit der transsibirischen Eisenbahn nach China und arbeitete bei einer deutschsprachigen Firma in Peking (Beijing/“北京”).
1909: Er heiratete in Shanghai im Jahr 1909 seine Hamburger Jugendfreundin Dora (geb. Schubert) und lebte insgesamt 30 Jahre mit nur kurzen Unterbrechungen in China.
1911: Ab 1911 wurde er in Peking in der Siemens‑Vertretung angestellt. Auch während des Ersten Weltkriegs blieb er da, obwohl China 1917 auf Druck der Entente‑Mächte Deutschland den Krieg erklärt hatte. Er verstand es jedoch die chinesischen Beamten davon zu überzeugen, dass es sowohl im chinesischen als auch im Interesse der Firma Siemens lag, während des Krieges weiterhin das Siemens‑Büro in Peking zu verwalten.
1919: Nachdem Deutschland den ersten Weltkrieg verlor, wurden auf britischen Druck alle Deutschen aus China - in einer Art Gefangenentransport - repatriiert. Deutsche Konkurrenten waren in China nicht erwünscht.
1920: Ein Jahr danach war er wieder Richtung China unterwegs. Er kehrte über Japan, durch die Hintertür sozusagen, nach China zurück und baute zunächst unter dem Decknamen Yü Fong Co die Siemens Vertretung in Peking von Neuem auf. In der Folgezeit wurde er kaufmännischer Direktor von Siemens China Co. in Peking.
1925 versetzte ihn die Firma Siemens auf den gleichen Posten nach Tienstin (Tianjin/“天津”) (Name bedeutet Himmelsfurt). Es gab viel zu tun - er verbrachte auch einen Teil des sehr heißen Sommers am Arbeitsplatz, während die Familie ans Meer fuhr (Peitaiho). Er kam dann später für 3 Wochen nach. In Tientsin waren die Wohnviertel noch in Konzessionen eingeteilt. Rabes wohnten zuerst in der russischen Konzession.
1931 Wieder wurde John Rabe versetzt. Er sollte von Nanking (Nanjing/“南京”) aus die Leitung von Siemens China Co. für ganz China übernehmen. Die Familie Rabe wohnte in einem Haus der Universität in der Xiaofen Qiao Straße Nr. 1 ("kleiner Mandelgarten am trockenen Fluss").
15.10.1933 Eröffnung einer Deutschen Schule auf seinem Grundstück. Um die für den Betrieb der Schule notwendigen Mittel zu bekommen, trat er 1934 der NSDAP bei.
1936 - Im November unterzeichnen Japan und Deutschland den „Antikominternpakt“, eine Vereinbarung, um die Verbreitung des Kommunismus zu bekämpfen. Italien schließt sich ein Jahr später dem Pakt an.
1937 - Der Zweite Chinesich-Japanische Krieg bricht am 7. Juli 1937 aus. Vorausgegangen war ein Vorgefecht zwischen chinesischen und japanischen Truppen außerhalb von Peking. Die chinesischen Kräfte evakuieren Peking am 28. Juli.
Die Japaner überrennen Tientsin (100 Kilometer südöstlich von Peking) am 30. Juli. Danach Angriff auf Shanghai am 13. August. Nach einer dreimonatigen Belagerung kapituliert Shanghai und die Guomindang Truppen ziehen sich in den Nordwesten in Richtung ihrer Hauptstadt Nanking zurück. Die Japaner rücken hinterher.
Ausländer, die in Nanking zu dieser Zeit wohnten und viele Chinesen aus Nanking, einschließlich der Regierung werden im November 1937 evakuiert. Rabe wird von Siemens nach Berlin zurückbeordert. Er schickt seine Tochter mit ihrer Familie nach Deutschland zurück, lehnt es aber selbst ab zu gehen.
Stattdessen bleibt er noch mit einigen Dutzend anderer Ausländer (Missionare, Wissenschaftler, Ärzte und Geschäftsleute), um eine vorübergehende „Sicherheitszone“ einzurichten. In dieser Zone sollten chinesische Flüchtlinge Nahrung, Kleidung und Schutz finden während des allgemeinen Durcheinanders, das sich einstellte, als die Japaner Nanking besetzt haben.
22. November 1937: Rabe wird Kopf eines aus 15 Mitgliedern bestehenden internationalen Ausschusses, um eine neutrale internationale Schutzzone einzurichten. Ziel ist es die Zivilbevölkerung von Nanking, die die Stadt nicht (rechzeitig) verlassen konnte ("die Ärmsten der Armen") vor japanischen Übergriffen zu schützen.
Innerhalb der Sicherheitszone, die im westlichen Bezirk der Stadt liegt, in dessen Mitte die ausländischen Botschaften sowie die Universität von Nanking lagen, werden auf einer Fläche von knapp 4 Quadratkilometern 25 Flüchtlingslager eingerichtet. Hier liegt auch das Haus von John Rabe.
Rabe öffnet auch sein eigenes Haus und seinen Garten (knapp 500 qm) für Flüchtlinge; hier finden 602 Flüchtlinge und 14 Mitarbeiter mit Familien Schutz - insgesamt also ca. 650 Personen.
1. Dezember 1937: Das "Internationale Komitee zum Schutz der Sicherheitszone in Nanking" mit dem Vorsitzenden John Rabe wird vom Bürgermeister von Nanking autorisiert, die Leitung der Stadt zu übernehmen, nachdem dieser und sein Personal evakuiert wurden.
10. Dezember 1937: Der Angriff japanischer Bodentruppen auf Nanking beginnt, nachdem die chinesischen Truppen die Verteidigung der Stadt aufgaben.
13. Dezember 1937: Als Nanking schließlich am 13. Dezember fällt, beginnen die Japaner ein furchtbares Blutbad, das insgesamt sechs Wochen andauert.
Rabe und andere Mitglieder des internationalen Ausschusses treffen sich mit den Japanern, als diese die Stadt betreten und versuchen, die Situation innerhalb der Sicherheitszone zu erklären, und bitten, dass die Grenzen dieser Zone respektiert werden. Jedoch hat ihr Antrag nur begrenzte Wirkung.
„Wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben,“ schreibt Rabe in sein Tagebuch an jenem Tag. „Sie (japanische Soldaten) zerschlugen geöffnete Fenster und Türen und nahmen alles mit, was auch immer sie mochten. … Ich sah mit meinen eigenen Augen wie sie das Café unseres deutschen Bäckers Herrn Kiessling plünderten. … Von den ca. Tausend entwaffneten Soldaten, die am Ministerium für Gerechtigkeit festgehalten wurden, wurden 400 bis 500 mit gefesselten Händen weggefahren. Wir nehmen an, dass sie erschossen wurden, da wir später einige Maschinengewehrsalven hörten. Dies hat uns selbst zu Tode erschreckt."
Der Überfall von Nanking (im Chinesischen, „Nanking Datusha“ oder „Großes Nanking Blutbad“) führte zu einem wahllosen Mord an 200.000 bis 350.000 chinesischen Zivilisten und an den Soldaten, die sich ergeben hatten. Es ist eines der größten Massaker an unbewaffneten Truppen und Zivilisten in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Japanische Truppen plündern und brennen Nanking und die umgebenden Städte nieder und zerstören mehr als ein Drittel der Gebäude. Chinesische Gefangene werden lebendig verbrannt, lebendig begraben, enthauptet oder gequält und aufgespießt und in Massen erschossen ("man will keine Gefangenen machen").
Zwischen 20.000 und 80.000 chinesische Frauen und Mädchen jeden Alters werden vergewaltigt und ermordet. Tausende werden zur sexuellen Sklaverei (sog. "comfort women") gezwungen.
Ungefähr 250.000 Chinesen finden Schutz in der Sicherheitszone, die schnell ein dauerhafter anstatt temporärer Aufenthaltsplatz wird. Unter den Flüchtlingen sind chinesische Soldaten, die nicht imstande waren, die Stadt während des allgemeinen Rückzugs zu verlassen. Japanische Nachfragen hinsichtlich der Auslieferung führten zu mehreren japanischen Kontrollen der Sicherheitszone.
Rabe und die Mitglieder der Internationalen Zone versuchen die Grausamkeiten in der Stadt zu verhindern und bemühen sich darum, dass die Flüchtlinge innerhalb der Sicherheitszone genügend zu essen haben und versorgt werden. Sie verschicken auch Schreiben an internationale Regierungen mit der Bitte einzugreifen und dokumentieren die Vorgänge für die Welt-Medien.
Rabe benutzt seine Nazisymbole (z.B. Armbinde oder Fahne mit Hakenkreuz), um die Grausamkeiten zu verhindern. Er schreibt Hitler wiederholt, und bittet, dass etwas getan wird, um das Morden zu stoppen. Zusammen mit anderen Mitgliedern des internationalen Ausschusses dokumentiert er das Verhalten der japanischen Truppen und leitet Berichte an die japanische Botschaft weiter, mit der Bitte einzuschreiten. Rabe schreibt auch seine Erfahrungen in seinem Tagebuch nieder, der amerikanische Missionar John Magee filmt die Ereignisse.
„Gruppen von 3 bis 10 plündernden Soldaten fuhren durch die Stadt und stahlen, was es auch immer dort zu stehlen gab,“ schreibt er an einer Stelle.
„Sie wurden nicht müde, Frauen und Mädchen zu vergewaltigen und töteten jeden, der Widerstand leistete oder versuchte vor ihnen wegzulaufen oder bedauerlicherweise am falschen Platz zur falschen Zeit war. Bei ihren Gräueltaten wurde nicht zwischen Erwachsenen und Kindern unterschieden. So wurden Mädchen im Alter unter acht Jahren und Frauen über 70 Jahre in der brutalsten Weise vergewaltigt und danach niedergeschlagen und getötet. Wir fanden Leichen der Frauen auf zerbrochenen Biergläsern und andere, denen Bambusstangen durch den Körper gestoßen wurden. Ich sah die Opfer mit meinen eigenen Augen - mit einigen von ihnen sprach ich kurz vor ihrem Tod und sah ihre Leichen nachdem sie zum Leichenschauhaus am Kulo Krankenhaus transportiert wurden. Ich habe mich persönlich davon überzeugt, dass die Berichte der Wahrheit entsprechen."
„Sie würden es nicht für möglich halten, aber die Vergewaltigung der Frauen erfolgte sogar mitten im Frauenlager unserer "Internationalen Zone", in der zwischen 5.000 bis 10.000 Frauen lebten. Wir wenigen Ausländer konnten nicht an allen Plätzen gleichzeitig sein, um alle vor den Grausamkeiten der Japaner zu schützen. Ein Einzelner war kraftlos gegenüber den Monstern, die bis zu den Zähnen bewaffnet waren und die jedermann niederschossen, der versuchte, sich zu verteidigen. Sie hatten nur Respekt gegenüber uns Ausländern - aber fast jeder von uns war dutzende Male dem Tod nahe. Wir fragten uns gegenseitig, „wie viel länger kann man das ertragen"?
Am 19. Dezember 1937 schreibt Rabe in seinem Tagebuch, „sechs Japaner, die über meinen Gartenzaun geklettert waren, versuchten die Gatter von innen zu öffnen. Als ich hinzukomme und mit meiner Taschenlampe in das Gesicht eines der Banditen leuchte, greift er nach seiner Pistole, aber seine Hand fällt schnell wieder nach unten, als ich ihn anschreie und mein Hakenkreuzarmband unter seine Nase halte. Dann klettern alle 6 auf meine Anweisung wieder über die Gartenmauer zurück. Meine Türen werden nie für Gesindel wie euch geöffnet. … Die 300 bis 400 Flüchtlinge hier in meinem Garten - ich weiß nicht mehr, wieviele dort wirklich sind - benutzen Strohmatten, alte Türen und Blechhütten, um ein wenig Schutz vor dem Schnee und der Kälte zu bekommen.“
Am 24. Dezember 1937 schreibt er, „ich musste so viele Leichen in den letzten Wochen sehen, dass ich meine Nerven unter Kontrolle halten muss, wenn man diese schrecklichen Fälle mit ansieht. Es kommt wirklich keine „Weihnachtsstimmung mehr auf; aber ich wollte diese Grausamkeiten mit meinen eigenen Augen sehen, damit ich als Augenzeuge später darüber sprechen kann. Ein Mann kann nicht über diese Art der Grausamkeiten schweigen!“
19. Februar 1938 - Das Internationale Komitee der Nanking Sicherheitszone wird zu Gunsten einer neuen Organisation abgelöst, dem Nanking Internationalen Hilfskomitee. Die Aufgabe Rabes in Nanking ist hiermit beendet. Er folgt die Rückbeorderung durch die Firma Siemens.
28. Februar 1938 - Rabe verlässt Nanking und reist auf dem britischen Kanonenboot Bee nach Shanghai und dann mit seiner Frau Dora nach Deutschland zurück und wohnt zunächst ein Jahr mit seiner Familie im Siemens Überseeheim in der Dihlmannstraße in Berlin Siemensstadt.
In Deutschland versucht er, die Regierung und die Bevölkerung auf die Ereignisse in China aufmerksam zu machen. Er hält Vorträge in Berlin und zeigt Fotografien, Berichte und den Film des amerikanischen Missionars John G. Magee über die japanischen Gewalttätigkeiten in China. Er stößt überall auf Ablehnung - Deutschland ist Verbündeter von Japan. John Rabe hatte einem Gegner dieser Allianz geholfen! Rabe wird von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) in die Prinz Albrechtstraße in Berlin (Zentrale der Gestapo) gebracht, dort verhört und mit dem Versprechen entlassen, keine weiteren Vorträge zu halten und die Tagebücher nicht zu publizieren. Dies bestätigt er am 8. Juni 1938 in einem Brief an Hitler und versichert, keine weiteren Aktivitäten mehr zu unternehmen und "dass er nicht die Absicht habe, der deutschen Politik und den deutschen Behörden entgegenzuarbeiten". Er darf seine Tagebücher behalten; der Film von Magee wird jedoch beschlagnahmt.
Für seinen Einsatz in China erhält er eine Auszeichnung des "Internationalen Roten Kreuzes", von chinesischer Seite den "Blauen Jade-Orden am Band."
Rabe arbeitet weiterhin für die Firma Siemens, die ihn kurzfristig für den Bereich Afghanistan einsetzt.
Ab 1939 wohnt die Familie Rabe in Berlin Wilmersdorf in der Xantener Straße und wird dort gegen Kriegsende ausgebombt.
"2. Juli 1945: Heute sind nur noch ein Paar Brotrinden im Haus. Wir haben seit zwei Wochen keine Kartoffeln kaufen können, hoffen aber, dass heute welche hereinkommen.
24. August 1945: Wir hungern, aber wir sind Gott sei Dank nicht verhungert. Oft haben wir keine Kartoffeln, dann wieder kein Brot; aber bevor wir ganz verzagten, kam dann immer wieder etwas Eßbares ins Haus und hielt uns am Leben."
28. August 1945: Ich habe zwei Kartoffeln (zwei Stück!) mitgebracht, die von einem russischen Lastwagen herunterfielen. Auf derartig wertvolle Beute stürzen sich alle Passanten jetzt. Man muss schnell sein, sonst hat man das Nachsehen. Ja, so weit ist es mit uns gekommen. Der Hunger tut weh, aber vom Klagen wird man auch nicht satt! Frage: Wie lange kann man das aushalten?"
Nach der Besetzung Berlins leistet er zunächst im russischen Sektor Schwerstarbeit als Zwangsarbeiter für die Russen beim Abtransport von Werksanlagen in Berlin. Er und seine Familie sind im Nachkriegsdeutschland in Berlin fast verhungert - seine Frau Dora wog nur noch knapp 88 Pfund. Er selbst war als Diabetiker mit schweren Kreislaufstörungen, oft kaum in der Lage, für einen Teller Suppe 12 Stunden schwer körperlich zu arbeiten.
Anfang 1946, als es in Berlin wieder Lebensmittel zu kaufen gab, verkauft er einen Teil seines chinesischen Hausstands gegen Lebensmittel:
7. Juni 1946: "Meinen chinesischen Teppich, die uns von Kong geschenkte Brücke, haben wir an Frau Töpfer abgegeben gegen drei Zentner Kartoffeln: Nahrungsmittel sind nun einmal nicht zu entbehren."
Entnazifizierung: Die Entnazifizierung verläuft schleppend; zuerst wird er durch die Russen und dann durch die Briten verhört. Am 18. April 1946 wird sein Antrag auf Entnazifizierung in erster Instanz abgelehnt, da er den Ortsgruppenleiter (Dr. Lautenschlager) in Nanking kurzfristig vertreten hatte, und weil "ein Mann Ihrer Intelligenz, der Partei nie hätte beitreten dürfen". Konsequenz hieraus, "seit dem 3. Mai 1946 darf ich offiziell nicht mehr im Siemens Büro arbeiten".
"Wenn ich in China von irgendwelchen Gräueln der Nazis gehört hätte, wäre ich doch nicht Parteigenosse geworden, und wenn meine Einstellung als Deutscher mit den Ansichten der Ausländer in Nanking kollidiert hätte, würden die Engländer, Amerikaner, Dänen etc. in Nanking mich doch nicht zum Chairman des Internationalen Komitees der Nanking Sicherheitszone gewählt haben! in Nanking der "Lebende Buddha für Hunderttausende" und hier ein "Pariah" ein Outcast! Da kann man schon vom Heimweh kuriert werden!"
7. Juni 1946: Abschluss des Entnazifizierungsverfahren
"Am 3. Juni 1946 bin ich nun endlich von der Entnazifizierungs- Kommission für den britischen Sektor in Charlottenburg (Bezirksamt, Witzlebenstr. 3-4) entnazifiziert worden. Das Urteil lautete: "Trotzdem Sie stellvertretender Ortsgruppenleiter in Nanking waren und obgleich sie nach Ihrer Rückkehr nach Deutschland nicht aus der NSDAP ausgetreten sind, hat die Kommission sich doch entschlossen, Ihrer Berufung stattzugeben aufgrund Ihrer erfolgreichen humanitären Arbeit in China etc." Damit ist diese Nervenfolter auch ausgestanden! Gott sei Dank! Ich habe von vielen Freunden und Direktoren von Siemens Glückwünsche und von der Firma ein paar Tage Urlaub erhalten, um mich von den Strapazen zu erholen".
Die Nachuntersuchungen führten zu einer vollständigen Entlastung - Rabe war nur einfaches Parteimitglied ohne jegliche Funktion; dies bestätigt die Entnazifierungsurkunde vom Juni 1946.
Erst nach der Entnazifizierung kann er weiter bei Siemens beschäftigt werden, fertigt Übersetzungen an - in einer führenden Position wurde er nach seiner Rückkehr aus China nie wieder eingesetzt.
Mehrmals erhält er über die Frau des amerikanischen Missionars Mills Nahrungsmittelpakete, die aus Spenden (insgesamt 2.000 US Dollar) von dankbaren Chinesen gekauft wurden. Man bietet ihm eine Wohnung und Pension in Nanking an, geknüpft an den Wunsch bei den Tokioer Prozessen zur Verfolgung der Kriegsverbrecher von Nanking 1947 auszusagen. John Rabe ist krank und erschöpft. Er bleibt in Berlin, wo er und seine Familie in Siemensstadt in der Harriesstraße wohnen. Bis zu seinem Tod arbeitet er - auch nach seiner Pensionierung - bei der Firma Siemens.
5.1.1950 - Rabe stirbt an einem Schlaganfall und wird auf dem Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Friedhof in Berlin Charlottenburg beerdigt. Im Jahr 1996 wird der Grabstein von John und Dora Rabe auf dem Ehrenfriedhof zum Gedenken des Nanking Massakers in Nanking aufgestellt. Das Grab in Berlin besteht weiterhin - hier beabsichtigt die Nankinger Stadtregierung ein Ehrengrab anzulegen.
Sein Enkel Thomas Rabe gründet 2005 mit der Unterstützung seiner Familie in Heidelberg das "John Rabe Kommunikationszentrum", um die Friedensidee von John Rabe weiterzugeben (www.john-rabe.de).
Die Geschichte von "John Rabe" wurde durch die Produzenten Mischa Hoffmann (von Hoffmann & Voges, München), Jan Mojto und Benjamin Herrmann (von Majestic Filmverleih GmbH, Berlin) mit finanzieller Beteiligung des zweiten deutschen Fernsehens (ZDF) und weiterer internationaler Investoren (u.a. Canal +) als einer der teuersten deutschen Spiel- und Fernsehfilme verfilmt und ist ab April 2009 weltweit im Kino zu sehen. Das Drehbuch schrieb und die Regie führte Florian Gallenberger - mehrfacher Filmpreisträger und Oskarpreisträger. In den Hauptrollen: Ulrich Tukur als John Rabe, Daniel Brühl als Dr. Rosen, Anne Consigny als Valerie Dupres (entspricht Minnie Vautrin in den John Rabe Tagebüchern), Steve Buscemi als Dr. Robert Wilson, Dagmar Manzel als Dora Rabe, Gottfried John als Botschafter Trautmann, Teruyuki Kagawa als Prinz Asaka, Akira Emoto als General Matsui und zwei Personen, die in den John Rabe Tagebüchern nicht vorkommen: Zhang Jingchu als Langshu und Mathias Herrmann als Fließ.
Verfasser: Thomas Rabe
Quellen:
www.john-rabe.de
John Rabe Tagebücher
Erwin Wickert (Hrsg.): John Rabe. Der gute Deutsche von Nanking. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1997 (Tagebücher Rabes). 443 Seiten. ISBN 3421050988
www.moreorless.au.com/heroes/rabe.html